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Vis-à-vis mit Elias Laky, Spring-Reiter

«Ich gebe gern Interviews. Eines davon gab ich dem Nidwaldner Blitz – wir wohnten bis im letzten Sommer in Obwalden. Und meiner ehemaligen Schulklasse durfte ich mal erzählen, wie es zu meiner Sportkarriere gekommen ist, was sie alles erfordert. Von dem, was ich mitbekommen habe, hatte die Klasse Freude an meinen Ausführungen und dadurch umso mehr Verständnis, dass ich in der Schule wegen Reitturnieren im Ausland regelmässig gefehlt habe. Die Klasse hat bis zuletzt zu mir gehalten.

Jetzt wohne ich in Rüfenacht, gehe aber nach Bern in eine Privatschule, in welcher es spezielle Sportklassen gibt. Der Unterricht findet halbtags statt, jeden Nachmittag fahre ich mit dem Zug zu meinem Reitstall in Kerzers, unterwegs mache ich meine Aufgaben. Schulaufgaben und Reitsport – zu mehr bleibt in meinem Leben nicht Zeit.

Ich bin 13-jährig und hatte schon von klein auf mit Reiten zu tun, meine Mutter ist Reittherapeutin. Dass ich parallel dazu Springreiter und nicht Dressurreiter geworden bin, hat damit zu tun, dass man die Dressur eh als Grundlage braucht. Das Springreiten faszinierte mich einfach mehr, weil mir die Kraft, der Mut und das Fliegen über das Hindernis sehr gefallen. Ich erinnere mich, dass ich mir bereits als Sechsjähriger das Reiten und Springen selber beibrachte, oft habe ich selber Hindernisse erfunden und aufgebaut.

Meine beiden Reitpferde springen über eine Höhe von etwa 1,30 Metern. Mit dem Reiten und dem Geld ist das so: Je höher ein Pferd springt, desto mehr kostet es, und so viel Geld haben wir zuhause nicht. Ich bin deshalb froh, mit meinem Reitstall eine Lösung gefunden zu haben. Meine Mutter und meine Betreuer suchen daneben fleissig nach Sponsoren und bereits werde ich von einer Firma für Reitartikel unterstützt, von der ich jährlich einen schönen Einkaufsgutschein erhalte.

Ein Traum von mir ist, mal Olympiasieger zu sein. Oder soll ich besser sagen, es ist das Ziel? Wenn bei mir alles gut geht, lande ich in der Elite-Mannschaft der Erwachsenen und kann an Schweizermeisterschaften und Europameisterschaften teilnehmen. Im Moment bin ich im Children’s-Kader des Schweizerischen Verbandes für Pferdesport und bin von den Resultaten her auf dem guten Weg. Bei den letzten Schweizer Meisterschaften gewann ich zwei Qualifikationen und wurde am Schluss Achter, meine damalige Wohngemeinde in Obwalden ehrte mich an ihrer jährlichen Gemeindeversammlung. 

Erfolg haben: Für mich zählt nicht nur das Resultat, sondern genauso mein Gefühl, wie ich mich verbessere. Ein Erfolg war für mich, als ich bei einem meiner drei Trainingspferde merkte, wie ich selber mehr Vertrauen und Sicherheit gewann, bei einem anderen merkte ich besser, was das Pferd braucht. Mein Ziel ist nicht nur der sportliche Erfolg, sondern sportliche Ziele gemeinsam mit einem Lebewesen zu erreichen.

Meine Liebe zu Pferden ist grenzenlos, und ein Pferd hat mich auch noch nie an meine Grenzen gebracht. Wenn schon, bringe ich mich selber an meine Grenzen, weil ich manchmal noch zu wenig Kraft habe, aber das schlägt nie in Wut um. Letztes Jahr wäre ich für Europameisterschaften qualifiziert gewesen, aber mein Pferd war angeschlagen. Zusammen mit Sportstallbesitzer, Trainer und Tierarzt durfte ich über unsere Teilnahme mit­entscheiden und entschied mich zuletzt, dem Pferd zuliebe nicht an die EM zu gehen. Auch beim Trainingsaufbau fragt mich der Trainer immer nach meiner Meinung, und das beinhaltet, wie ich die Pferde spüre. Ich glaube, dass ich grundsätzlich ein gutes Gespür habe, ebenso was Menschen betrifft, junge und alte.

So wie man früher im Fernsehen die Serie ‹Fury› schaute, fasziniert mich seit Jahren der Film ‹Jappeloup›. Ein französischer Film nach einer wahren Geschichte, für Jugendliche wie auch für Erwachsene. Ich habe ihn mittlerweile sechs, sieben Mal angeschaut, als Kind hatte ich vor allem Lernvideos ‹reingezogen›. Das Pferd ist in meinem Leben konkurrenzlos.

Zurück zu meiner Schulklasse, der aktuellen in Bern: Auch hier haben wir es gut untereinander, obwohl wir die verschiedensten Sportarten ausüben. Sei es über Trainingsfragen, das eigene mentale Verhalten oder Sportverletzungen – ich kann mit allen austauschen. Obwohl ich generell hochdeutsch spreche, verstehe ich den Dialekt gut. Einen Satz, den man in unserer Klasse oft hört, kann ich bereits berndeutsch aussprechen: I ha hurti e Frag.»

Aufgezeichnet von 
Bernhard Engler

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