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Vis-à-vis mit Philippe von Escher, Deutsch-Lehrer

«Ich, damals als Oberstufenschüler? Sehr motiviert war ich, eher brav, für Lehrpersonen umgänglich. Recht mustergültig. Ich verstand meine Lehrer von ihren Entscheidungen her, ging mit einer positiven Stimmung in die Schule. Ich zeigte mich aber auch gegenüber der Klasse kompatibel, war kein Stiller, machte bei diesem und jenem mit, wurde nicht gemobbt. Das half mir für meine heutige Funktion als Lehrer. Die Früchte meines Motiviertseins darf ich jetzt als Lehrer im eigenen Unterricht ernten, und habe wiederum motivierte Schüler.

Natürlich, ich arbeite nicht auf diese Art, wie damals unterrichtet wurde. Ich bin ein kritischer Mensch, eigentlich konservativ, und am Schluss dann trotzdem sehr progressiv. Ich lasse den Schülern neben klarer Führung sehr viele Freiheiten, sie sollen Selbstmotivation entwickeln, gerade durch ihre eigenen Emotionen, selbst was die Grammatik betrifft. Diese ist einerseits furztrocken, handkehrum dient sie uns als Spielzeug, wo sie Spass machen darf. Zum Beispiel bei Haupt- und Nebensätzen. Wie kann ich Satzstrukturen variieren, damit meine Sätze nicht immer gleich anfangen? Die Grammatik wird zum Turngerät.

Ich versuche zudem, die Grammatik sehr nutzungsorientiert rüberzubringen, und habe zu meinem Erstaunen beim Französischunterricht festgestellt: Kein einziges Lehrmittel konzentriert sich auf drei der wichtigsten Verben, mit denen meine Schüler unendlich viele Situationen meistern könnten. Mit den Verben wollen, dürfen/können, müssen. So viel wäre in Alltagssituationen gewonnen, wenn man nur schon diese Verben intus hat.

Wenn man mich fragt, was ich im Deutschunterricht am liebsten unterrichte, darf ich sagen: Alles. Genau das, was ich täglich in meinem Unterricht hineinbringe, und wie ich und die Klasse diesen gestalten. Um konkrete Aufgaben baue ich meist ein Allgemeinwissen herum. Dies alles also nicht nur auf der Basis von Lesen und Schreiben, sondern mit Einbezug von Theater, von szenischen Dialogen, die die Schüler selber erfinden, auf einem Plakat optisch darstellen und danach ihre Rollen einnehmen. Die Schüler lieben es! Sie simulieren eine Tagesschau, sie schreiben Dialoge in ihrer Jugendsprache, sie inszenieren szenische Lesungen rund um ein klassisches Gedicht – ein ‹Erlkönig›, der plötzlich so peppig, so aufgefrischt daherkommt, und sie gleichzeitig für einen alten Stoff sensibilisiert. Es geit nie i d Hose!

Und was ich dabei alles von meinen Schülern lernen kann: Sie können Filmchen schneiden, Outtakes produzieren, Tonspuren mischen. Das lerne ich dazu und noch viel mehr, dank ihnen. Schlimm wirds für mich, wenn ich einem Gamer zuschaue, der Mindcraft spielt und dazu seine Kommentare abgibt – da blicke ich bei all den verschiedenen Ebenen, die gleichzeitig zusammenspielen, echt nicht mehr durch.

Die Jungen von heute beherrschen das Vielschichtige, lernen völlig intuitiv, und umgekehrt lehre ich die Schüler am Computer das Basiswissen rund um Word, Dinge, wo sie schnell mal aufgeschmissen sind. Textverarbeitungsdinge, oder: ‹Herr von Escher, wie kann ich farbig ausdrucken?› Alles, was für sie formeller Natur ist, ist für sie Neuland, auch Briefe und Mails formulieren, die ersten Bewerbungsschreiben grüssen in der achten Klasse aus der Ferne. Bei diesem Lernen ist es wichtig, dass ich den Jugendlichen Selbstvertrauen gebe, dass er oder sie selbstwirksam wird. Die Kompetenz muss aus ihnen selbst kommen, damit es in ihrem Leben funktioniert, damit sie mit sich selbst zufrieden sind, mit ihrem Eigenen.

Sowohl in der Kommunikation mit Schülern wie Eltern mache ich korrekte Sätze. Nicht nur weil ich in meiner Funktion ein Lehrer bin, sondern auch weil es für mich zur ‹Sprachpflege› gehört. Ich versuche immer kurz und präzise zu sein – den Trend, ganze Mitteilungen in Berndeutsch zu schreiben, mache ich nicht mit, es ist mir zu kompliziert. Das Berndeutsch allein enthält bereits genug Emotionen, die Mundart kann einen schnell in Wallung bringen. Und ich differenziere in meinen Schreiben auch: Am Schluss einer Nachricht an Schüler schreibe ich ein ‹Merci vielmals›, vielleicht auch ein ‹Merci viumau›, den Eltern allerdings ein ‹vielen Dank›. 

Was die oft zitierte Jugendsprache betrifft: Ob ‹goofy› oder ‹NPC›, bei meinen Schülern beobachte ich, dass sie diese Jugendwörter kaum brauchen, gewisse sind stark Szene-abhängig. Ich bin mir bewusst, dass sie ‹lol› und ‹smash› und ‹Spasty› benützen, wüsste selber aber nicht mal, wann und in welcher Situation man welches Wort braucht. Es interessiert mich auch nicht, es ist ihre Sprache und sie sollen mit mir in einer anderen Sprache kommunizieren.

In meiner eigenen Sprache diene ich mich demzufolge nicht der Jugendsprache an, als Lehrer schon gar nicht. Was passiert, falls ich im Unterricht bei meinen Ausführungen den Begriff ‹cringe› verwenden würde? Das wär für d Schüeler ziemlech cringe.»

Aufgezeichnet von 
Bernhard Engler

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