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Vis-à-vis mit Wyss Nick, Jung-Schwinger

«I wär no nie nach Bärn i Usgang gange. Bei mir gehts immer i ds Chrut, an eine Chilbi oder an ein Barfest. Oft hört man die Musik von DJ REF JD im Hintergrund. Mit der Musik ist es auf dem Land manchmal witzig. Zuerst ertönt Jodelmusik, und nach ein paar Takten gehts voll mit Techno weiter. Ich war bisher an keinem Anlass, ohne dass ich Schwinger-Kollegen angetroffen hätte. Aber in den Ausgang gehen vor einem Schwingfest, das mache ich wiederum nicht.

Dass an Schwingfesten gejodelt wird, finde ich normal, das gehört dazu. Zwischen den einzelnen Gängen Stöpsel in die Ohren zu montieren, ist mir bis jetzt nicht in den Sinn gekommen. Ich könnte es ja mal ausprobieren und vermutlich würde ich dann so Radio-Energy-Musik hören. Aber ich muss nicht jede Mode mitmachen, tätowiert bin ich nicht. Und eine Irokesen-Frisur würde im Sägemehl wohl eher stören. Selbst wenn der Schwingsport eng mit Traditionen verbunden ist, könnte ich mir aber vorstellen, dass man punkto Werbung nicht allzu pingelig sein sollte. Wenn in Gottes Namen bei einem Schwung für eine halbe Sekunde ein Firmenlogo auf einer Socke zu sehen ist, finde ich dies nicht schlimm.

Vom Typ her bin ich im Alltag lebendig, im Ring zeige ich mich angriffig. Ich versuche, dem Gegner meine Schwing­art aufzuzwingen. Ob Schwingen den Charakter stärkt? Ja, denn ich kann bei einer Niederlage nie einem Kollegen die Schuld geben. Bisch immer sälber der Löu. Man gratuliert dem Sieger oder sagt einem Team-Kollegen auch ein Kompliment: Du hesch di verbesseret! Schwingsportler empfinde ich grundsätzlich so, dass sie ein friedliches Gemüt haben. Das hat dann auch Auswirkungen aufs Umfeld. Hat man bei uns jemals Anlässe gesehen, wo auf den Rängen rund um Wurst und Brot dermassen viele Messer auftauchen und dann etwas passieren würde? Schwingen ist der gutmütigste Sport.

Wenn ich einen Gang verliere, bin ich trotzdem eher verruckt als enttäuscht. Verruckt auf mich selbst. Dann gehe ich an einen Ort, wo ich allein bin. Zurzeit läuft es mir allerdings gut, ich bin im Kantonalverband im Novizenkader, dort unter den zwölf Besten meines Jahrgangs. Bei den Jungschwingern gibt es nicht Kränze zu gewinnen, sondern Zweige, bei einem Kantonalen einen Doppelzweig. Letztes Jahr habe ich meinen ersten geschafft, dazu kommen sechzehn Zweige, was nicht mal so viel ist, da ich spät mit Schwingen anfing.

Dass im Schwingsport jeder einen Preis erhält, finde ich gut. Früher hatte ich mehr Freude an einer kleinen Glocke, einem Bergkristall oder einer geschnitzten Uhr. Jetzt gefällt mir anderes mehr, zum Beispiel eine grosse Werkzeugkiste, die ich gewonnen habe, oder eine Musikbox oder ein spezielles Sackmesser. Natürlich ist mein Traum ein Siegermuni, aber ich würde ihn dann in Preisgeld umtauschen, als Beitrag an einen Traktor oder Bagger. Mich interessieren landwirtschaftliche Maschinen ehrlich gesagt mehr als Tiere, obwohl ich daheim jeden Abend im Stall freiwillig aushelfe.

Zum Schwingen kam ich erst als Zwölfjähriger, vor vier Jahren, als mein heutiger Trainer vom Schwingklub Münsingen mir und meinem Brüetsch sagte: Chömet doch mal es Training cho luege, das wär doch öppis für öich! Es hat mir dann gleich den Ärmel reingenommen, meinem jüngeren Bruder ebenfalls und mittlerweile hat er schon mehr Zweige als ich. Da hat er sicher den Vorteil, dass er mit dem Sport früher angefangen hat als ich, aber ich verdanke meinem Bruder viel. Mit ihm habe ich auch zu Hause immer einen Trainingspartner und an den Wettkämpfen unterstützen wir einander vor allem im mentalen Bereich. Ohne ihn wäre ich wohl nicht dort, wo ich jetzt bin.

‹Luege, wär stercher isch› – dieses Pausenplatz-Kräftemessen ging in meinem Fall bis in die neunte Klasse, es zieht sich vielleicht sogar bis heute in die Berufsschule. Als angehender Baumaschinenmechaniker diskutiert man dort vor allem über Fahrzeuge, Marken und Technisches, aber in unserer Klasse hat es auch vier Schwinger … In der neunten Klasse trainierte ich noch bis zu 3-mal pro Woche, jetzt noch 1–2 mal – für mehr fehlt im Moment die Zeit. Meine Eltern haben Freude am Schwingsport und lassen die Sache so laufen, wie sie läuft. Sie besuchen Schwingfeste und unterstützen mich, ohne dass sie mich oder meinen Bruder pushen. Was mir die Zukunft bringt, weiss ich noch nicht. Vielleicht übernehme ich mit meinem Bruder mal den elterlichen Bauernbetrieb, das könnte ich mir gut vorstellen.

Der Höhepunkt dieses Jahres ist für mich das Mittelländische an der BEA, wo ich bei den Aktiven mitschwingen darf. Mein Spezialschwung ist der Kopfzug, er kommt kleineren Schwingern entgegen. Diesen Schwung sieht man eher selten, er ist riskant und du gehst immer haarscharf an einer Niederlage vorbei. Ich glaub’ ich hab eine Aufnahme auf meinem Handy. Weiter mal luege?

Der eine Schlussgang, wo ich gesiegt habe, kommt mir nicht dauernd wieder in den Sinn. Mi muess füre luege. Die gewonnenen Zweige hänge ich trotzdem in meinem Zimmer auf. Es isch haut glich schön.»

Aufgezeichnet von 
Bernhard Engler

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