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Das alte Bahnwärterhäuschen in Rüfenacht: Hier führte Verena Gfellers Schulweg vorbei. Bild: AW

Weihnachtsgeschichte: Geschichten aus dem alten Rüfenacht

In Verena Gfellers Mundartgeschichten werden ihre Kindheitserinnerungen an das Rüfenacht von damals wieder lebendig. Für die Dezemberausgabe der Worber Post hat sie ihre Geschichte über die Schulweihnachtsfeier aus ihrem Fundus hervorgeholt.

Fragt man Verena Gfeller, wie das früher so war, leuchten ihre Augen auf, dann heisst es: «Ich erzähle dir eine Geschichte.» Über die Jahre hat sie in einem Ordner ihre Erinnerungen in Mundarttexten gesammelt. Ab und zu liest sie sie im Pflegeheim Beitenwil vor. Langweilig wird es der 84-jährigen Rüfenachterin nie. Sie hat den Kopf voller Ideen und in Haus und Garten gebe es immer etwas zu tun. Vögel beobachten z. B. AW

Schueuwienachte
Mi Schueuwäg het dür zwe ziemli dicki Wäuder gfüert. Z’Gässli dürab am Houzihüsli verby, linggs dür ds naturbelassene Schträssli i Waud ine. Dä isch ziemli fischter, är beschteit zum gröschte Teu us Rottanne. Dr Bode bedeckt mit emene grüene Mieschteppich. Ganz agnähm, sappig weich zum loufe. Keiner Dörn, kes Gschtrüpp. Nüt fuus u dürs wär umegläge. Aber me het ufem Wäg z’blybe. Warum zwe Wäuder? Ungefähr i dr Mitti vom Waud füert d’Bärn-Luzärn-Bahnlinie düre. Si het e toui Schneise düre Waud gfräs­se.

Es Bahnwärterhüsli won e Gramperfamilie (Gramper: Bahngeleisearbeiter) wohnt, grad näbem Gleis. Es chlyses Hüsli us Houz, sytlech es Fänschterli, vore d’Türe. Drinne es Bänkli und es Öfeli wo nume zwöi Schyter Platz hei gha. Da drinne isch d’Frou gsi wo Barrieredienscht het ta, sobau d’Glogge tönt. Jetz muess si mit Muskuchraft die wyter entfernti u nähr die necheri Barriere abela. Im Summer mit ere rote Fahne bewaffnet, im Winter mit ere lüchtende Latärne. Em Lokifüerer die roti Fahne – oder äbe d’Latärne – schwänke. Mängisch wartet e ganzi Tschupele Schüeler vor dr Barriere. Dr Zug isch verby gruschet, dr Lokifüerer het ar Wärtere zuegwunke; aus ir Ornig. Mängisch hei mer ds Glück gha dass e Dampfloki isch dahär cho z’paffe. D’Rouchschwade hei mir no es Zytli chönne verfouge, bis si sech i ds Nüt ufglöst het.

Mir zöue zwe Tag vor de Wienachtsferie. D’Tanne im Hüenliwaud trage es dicks Winterchleid. Fäuder u Strasse totau mit Schnee zuedeckt. Dr Schueuwäg düre Waud märlihaft, atemberoubend schön. Nume weni Schpure vo de Reh u fyni Zeiche vo de Vögelifüessli ungerbräche d’Schneedechi. Müslischtiu isch es , chum Tag. E so isch me em Schueuhuus zue gschtapfet. D’Schueu het im Winter am haubi achti agfange, im Summer scho am Sibni u isch bis am Eufi gange. Wäge de Buure, dass die früeh chöi ässe u ga wyter wärche.

Dr Lehrer het üs beuftreit e Lisminadle mit z’bringe, mir chönne de öppis baschtle für d’Wienachte. Nach em Rächne u dr Schprachschtung isch es so wyt, vouer Schpannig warte d’Schüeler, was es wou git. Dr Lehrer nimmt es paar metauigi, glänzendi, farbigi Böge usem Materiauschaft. So öppis Schöns hei mir no nie gseh. Zwüsche guúdig, blau, siuberig, rot u grüen het me dörfe useläse. Es het de zum Schluss Päckliahänger gä, mit ygravierte Motiv. Nam zämeruume vo der Baschtlerei kippt dr Lehrer d’Abräschte u ds Gschnäpper i Papierchorb. Won är i d’Pouse isch, bin i die glänzige Choschtbarkeite ga useläse, für daheime d’Bäbischtube z’dekoriere.

Am letschte Tag vor de Wienachtsferie isch es ändlech so wyt. Jedes Ching darf es Cherzli, wenn müglech mit Cherzehauter, und es Tannezweigli mitbringe zum Fyre. Daheime isch es Schachteli roti Cherzli parat, für e Wienachtsboum. Eis für d’Schueuwienachte, de hets haut eis weniger am Boum. Am letschte Schuetag na dr grosse Pouse wachst d’Schpannig. Die grüene Schtore wärde abegla, jedes Ching schtöut sis Cherzli obe uf ds Puút näbe ds Tintefass. Sorgfäutig geit dr Lehrer vo Cherzli zu Cherzli u zündet mit ere grössere Cherze aui a. Uf sym Puút brönne mehreri Cherzli uf em ne grössere Ascht. Müslischtüu isch es im Schueuzimmer. E so rächt fyrlech und e wohligi Wermi geit düre Ruum. Mängisch duftets nach Tannechries, we ds einte oder angere Ching e chli Chris über ds Cherzli het. Die vertroute Wienachtslieder wärde vouer Yfer gsunge. Dr Lehrer list e Gschicht vor. Das het är bsungers guet chönne, es het aus, wo isch vor cho, richtig gläbt. Churz bevor üsi Fyr z’änd isch, chlopfets a dr Schueuschtubetüre. Uf das hei mir natürlech scho gwartet. Dr Beck Wanner schteit vor dr Türe. Mit sire Vespa isch är äxtra düre Schnee i d’Schueu cho. D’Hutte am Rügge zuedeckt mit ere Plache. Die het är abgno u duftendi Wienachtsringli (Hefegebäck, ähnlich wie Gritibänz) verteut. Schön mit Liebi si si bache worde; das het me ne agseh. Schöni Schpitzli hei si gha, guúdig bache u duftet hei die. Im e ne Chischtli, wo der Beck ufem Gepäcktreger het glade gha, chöme no Mandarindli zum Vorschyn. Jedes Ching überchunnt zwöi Schtück vo dene. Öppis Sältnigs i dere Zyt. O vo de Wienachtsringli het’s nume eis im ganze Jahr gä. I muess scho säge, i mim ganze Läbe het’s nie me eso öppis Feins gä. Ufem Heiwäg han i immer wider son es Ringschpitzli abgchnüblet u gnussvou u langsam gässe. Zum Ringli säuber han i no lang Sorg treit. Es isch eifach so choschtbar u einmalig gsi. Die Ringli het’s würklech nume einisch uf d’Wienachte gä u nid über lengeri Zyt. Drum dänk i no e so gärn a d’Schueuwienachte zrugg. Eifach, bescheide. Äbe bsungerig. Eifach himmlisch schön. 
VERENA GFELLER

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