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Die Gewinner v. l. n. r. Marcel Soltermann, Beat Locher und Adrian Liechti mit Gemeindepräsident Niklaus Gfeller. Bild: zvg

Worber Wirtschaftspreis 2023 geht an Biomilk AG: Auszeichnung für unternehmerisches Risiko und Innovationen

Gut 100 Personen aus Wirtschaft und Politik nahmen am diesjährigen Worber Wirtschaftsapéro vom 15. Juni teil. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird nach einer kurzen Information des Gemeindepräsidenten zu aktuellen Projekten sowie dem Vortrag eines Gastes jeweils der Worber Wirtschaftspreis verliehen.

In seiner Begrüssungsansprache informierte Gemeindepräsident Niklaus Gfeller zuerst über laufende Projekte in Sachen Bau und Raumplanung. Er ging dabei näher auf die Planung Stärnematt und Areal Sonnhalde ein. Zudem führte er aus, dass eine Auslegeordnung und Neuausrichtung zur Worber Siedlungsentwicklung vorgenommen werden müsse, weil das Areal Bächelmatt nicht umgezont und weiterhin landwirtschaftlich genutzt wird. Niklaus Gfeller orientierte zudem über die zur Diskussion stehenden Neubauten Worbboden Süd, Hinterhausstrasse und Dorfmattweg Rüfenacht. Zudem führte er kurz aus, wieso das Oberstufenzentrum Worbboden einer Gesamtsanierung bedarf.

Als Gastreferent war Mirko Buri, Gastronom und Geschäftsleiter der Foodoo GmbH aus Utzigen eingeladen. Er sprach zum Thema Food Waste. In einem sehr lebendigen Vortrag erläuterte er, was in unserer Nahrungsmittelkette schief läuft. Die Foodoo GmbH engagiert sich gegen den Food Waste, indem sie zum Beispiel krumme Rüebli und anderes Gemüse, das es aufgrund seiner optischen Erscheinung nicht auf den Ladentisch schafft, zu Bouillon verarbeitet. Die Foodoo GmbH arbeitet mit rund 50 Bauern zusammen und sucht mit diesen nach Lösungen, um der Massenverschwendung von Lebensmitteln entgegenzuwirken.

Anschliessend an das Referat gab Niklaus Gfeller die Gewinnerin des Worber Wirtschaftspreises 2023 bekannt. Es handelt sich dabei um die Biomilk AG, welche den Gemeinderat mit ihrer nachhaltigen, umweltbewussten und innovativen Geschäftstätigkeit überzeugte.

Die Biomilk AG wurde 1989 in Münsingen gegründet. 2016 schloss sie sich mit der Chäsi Worb zusammen, die eine über 150-jährige Geschichte hatte. Gleichzeitig verlegte sie ihren Sitz von Münsingen nach Worb und konnte 2018 ihre neue Manufaktur an der Neufeldstrasse einweihen.

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Die Biomilk an der Neufeldstrasse steht für Innovation in der Milchverarbeitung. Bild: M. Küenzi

22 Bauernbetriebe liefern jährlich rund 1,75 Millionen Liter Milch an die Biomilk AG. Davon sind 15 Demeter- und vier Bio-Schafmilchbetriebe. Aus der angelieferten Milch stellt die Biomilk AG rund 230 verschiedene Produkte her. Die Bioprodukte vertreibt sie via BioPartner national schweizweit. Weitere Kunden sind Horai bio-service in Bern, Alnatura, Migros, Coop, Elvetino (SBB), viele regionale Läden und Alters- und Pflegeheime.

Aus der Demetermilch stellt die Biomilk AG hauptsächlich Trinkmilch, Nature- und Fruchtjoghurt, vier Sorten Kefirdrinks und Desserts her. Dafür kocht sie sämtliche Früchte selber und garantiert, dass nur drei Zutaten verwendet werden. Wenn immer möglich werden Schweizer Früchte verarbeitet.

Im vergangenen Jahr wurde der Betrieb mit einer kleinen Käserei ergänzt. Dies bringt mehr Flexibilität und sorgt dafür, dass alle Milch verarbeitet werden kann. Die Biomilk AG bringt nun diverse Käsesorten auf den Markt, eine davon ist Raclette.

Im laufenden Jahr wird das Gebäude der Biomilk AG an die Fernwärme angeschlossen. Zudem ist die Installation einer Photovoltaik-Anlage in Planung. Die daraus gewonnene Energie kann ideal für die grossen Kühlflächen genutzt werden.

Im Leitbild des Gemeinderates ist festgehalten, dass der Wirtschaftspreis an besonders innovative Unternehmen oder für herausragende unternehmerische Leistungen verliehen werden soll. Er vergibt den Preis 2023 an die Biomilk AG, weil sie mit dem Aufbau der Manufaktur ein grosses unternehmerisches Risiko eingegangen ist. Mit immer wieder neuen Produkten zeigt sie zudem die innovative Seite des Unternehmens. Sie erfüllt gemäss Gemeinderat die Vorgaben vollumfänglich und ist daher eine würdige Trägerin des Worber Wirtschaftspreises 2023. WM

Die bisherigen ­Gewinner: 
2022: Salzmann AG Transporte
2021: Druckerei Aeschbacher AG
2019: Gfeller Holzbau GmbH
2018: Reusser Innendekorationen AG
2017: Läderach Worb AG
2016: Pfister Ladenbau
2015: Rüfenacht & Co.
2013: Peter Moog & Cie AG
2012: Reit- und Pensionsstall Hubel
2011: Albert Egger AG zusammen mit KWT Kälte und Wärmetechnik AG
2008: Chäsi Worb
2006: ANS Architekten und Planer

Interview mit Adrian Liechti

Herzliche Gratulation zum Worber Wirtschaftspreis. Was bedeutet diese Auszeichnung für Ihr Unternehmen, die Biomilk AG?
Adrian Liechti, Geschäftsleiter: Der Preis bedeutet uns sehr viel und wir freuen uns extrem. Es ist auch eine Art Genugtuung für die Risiken, die wir mit der Standortverlegung und dem Neubau eingegangen sind und 2018 mit fünf Demeter-Betrieben angefangen haben. Heute beliefern uns 15 Demeterbauern.
Der Preis ist eine Auszeichnung für die ganze Belegschaft, in der wir eine sehr niedrige Fluktuation haben. Am letzten Weihnachtsapéro konnten wir immerhin sieben von 18 Mitarbeitenden mit einem Dienstaltersgeschenk belohnen.

Werden Sie den Preis firmenintern besonders feiern?
Sicher werden wir diese Auszeichnung  feiern, sehr wahrscheinlich im Rahmen eines ausgedehnten Apéros.

Bio- und Demeter-zertifizierte Bauern liefern jährlich weit über eine Million Liter Kuh- und rund 100 000 Liter Schafmilch an Biomilk. Wo sind diese Bauern angesiedelt?
Drei sind aus der Gemeinde Worb. Weiter haben wir auch Lieferanten aus Rubigen und Münsingen. Der Lieferant mit dem weitesten Weg kommt aus Giffers, der 400 000 Liter Milch an eine Greyerzerkäserei liefert und Milch vor allem dann zu uns bringt, wenn die anderen Bauern weniger liefern können, weil ihre Tiere zum Beispiel auf der Alp sind.

Wer kontrolliert «Ihre» Bauern, ob diese die Bio- und Demeter-Vorgaben lückenlos einhalten?
Die unabhängige Bio-Inspecta AG aus Frick zertifiziert und kontrolliert Landwirtschaftsbetriebe. Zu sagen ist, dass Bio-Betriebe bewusst entsprechend geführt werden und die Vorgaben daher sehr gut eingehalten werden.

Wie können Sie neue Lieferanten gewinnen, wenn die Nachfrage nach Ihren Produkten weiter steigt?
Bauern fragen in der Regel an, ob wir Milch von ihnen kaufen möchten, so dass wir in dieser Hinsicht nicht aktiv werden müssen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass wir für einen guten Rohstoff einen fairen Preis bezahlen.

Food Waste ist heute ein grosses Thema. Wie weit befassen Sie sich damit und was geschieht eigentlich mit einem unverkauften Joghurt?
Selbstverständlich ist Food Waste ein Thema, das auch uns beschäftigt. Wir haben aber sehr gute Möglichkeiten, Produkte, bei denen die Restlaufzeit bis zum Ablaufdatum kürzer ist als die Vorgaben der Abnehmer, zum Beispiel an das PZM Münsingen oder ein Altersheim zu liefern. Auch Tischlein deck dich oder der Verein Fritz + Frieda aus Thun sind dankbare Abnehmer von einwandfreien Produkten. Wichtig ist, dass man miteinander spricht und so Lösungen findet.

Biomilk hat 2016 ihren Standort im Zuge der Zusammenlegung mit der Chäsi Worb nach Worb verlegt. Sind Sie glücklich mit Ihrer damaligen Standortwahl?
Wir sind mit dem neuen Standort nach wir vor sehr glücklich. Für einen Milchverarbeitungsbetrieb ist die Lage am Tor zum Emmental ideal. Verkehrstechnisch ist Worb sehr gut erschlossen und vor unserem Gebäude haben wir genügend Platz für die Anlieferer und um mit Lastwagen manövrieren zu können.

Wenn wir noch einen Blick in die Zukunft werfen: Wo sehen Sie Ihren Betrieb in 10 Jahren?
Weiterhin in Worb. Wir streben klar ein weiteres, nachhaltiges Wachstum an, dies auch mit Hilfe eines massiv grösseren Sortiments, welches mit hier produziertem Käse erweitert wird. Wir wollen für unser Wort einstehen, alle hier angelieferte Milch in Worb zu verarbeiten und so auch wertvolle Arbeitsplätze zu schaffen. Interview: WM

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