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Marco Jorio und Monika Burri bei der Bibelübergabe. Bild: S. Mathys

Worber Geschichte: 224-jährige Bibel aufgetaucht

Vergangenes Jahr wurde eine Luther-Bibel aus dem 18. Jahrhundert im Kirchgemeindehaus abgegeben. Für den Kirchgemeinderat ist diese Bibel ein wertvolles Kulturgut, das in Worb bleiben soll. Aus diesem Grund wurde sie nun an die IG Worber Geschichte übergeben.

Ortstermin am 10. März, in der Reformierten Kirche Worb. Anwesend sind Monika Burri und Jean Pierre Peternier vom Kirchgemeinderat der reformierten Kirche und mit dem Historiker Marco Jorio und Christoph Lerch zwei Vertreter der Interessengemeinschaft (IG) Worber Geschichte. Die Morgensonne scheint direkt durch die bunten Chorfenster und lässt das Innere der Kirche hell erstrahlen; ein feierlicher Rahmen für einen besonderen Moment. Denn dass eine Luther-Bibel aus dem Jahr 1798 ausgerechnet in Worb auftaucht, kommt einer kleinen Sensation gleich. «Traditionellerweise war der Kanton Bern Piscator-Bibelgebiet, während Luther-Bibeln vor allem in Basel verwendet wurden», führt Marco Jorio aus. Bis Ende des 18. Jahrhunderts waren Piscator-Bibeln die offizielle Heilige Schrift im Kanton Bern und gehen auf den Elsässer reformierten Theologen Johannes Piscator (1546 – 1625) zurück. Bei seiner Übersetzung stützte er sich auf den Calvinismus, der sich in einigen Punkten der Bibelauslegung von der Übersetzung Martin Luthers unterscheidet.

Der Kirchgemeinderat war vor die Wahl gestellt, ob das Buch an die Nationalbibliothek in Bern geht oder doch in Worb bleibt. Für Jean Pierre Peternier eine leichte Entscheidung: «Diese Luther-Bibel ist ein wertvolles Kulturgut und soll in Worb bleiben.» Indem die Bibel nun in den Besitz der IG Worber Geschichte übergegangen ist, ist das gewährleistet. Die Gründe, welche die Familie, in deren Besitz die Bibel war, dazu bewogen haben, das Buch zu verschenken, sind nicht bekannt; die Familie will anonym bleiben.

Warten auf die Auswertung
Die Bibel hat ein beeindruckendes Erscheinungsbild und ist mit Kupferstichen illustriert. Die erste Auflage wurde 1720 durch die Basler Pfarrer Friedrich Battier und Theodor Gernler realisiert. Das Exemplar, das in Worb zum Vorschein gekommen ist, stammt aus der Auflage von 1798, die vom Drucker und Verleger Emanuel Thurneyesen, ebenfalls in Basel, herausgegeben wurde. Das Besondere an dieser Bibelausgabe ist, dass sie nicht für den liturgischen Gebrauch gedacht war, sondern als Familienbibel diente. Aus diesem Grund sind in diesen Büchern häufig Angaben zur Familienchronik. Solche Aufzeichnungen finden sich auch im Worber Exemplar und könnten Hinweise liefern, wie das Buch nach Worb gekommen ist. Fürs Erste kommt die Bibel zu Marco Jorio, um sie auszuwerten. «Mich interessiert die Frage, warum eine Luther-Bibel ihren Weg ins Bernbiet gefunden hat», sagt er. Nach der Auswertung geht die Bibel in die geschlossene Bibliothek der IG Worber Geschichte. Sie wird ein erstes Mal an der Vereinsversammlung der IG Worber Geschichte am 5. April 2022 im Kirchgemeindehaus gezeigt. Wann und wie sie später der interessierten Öffentlichkeit präsentiert wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Die Ergebnisse der Auswertung sollen aber im Lauf des Jahres in der Worber Post publiziert werden. Man kann also gespannt sein, welche Geheimnisse diese Bibel preisgibt. AW

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