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Schulleiter Oliver Rüesch vor der Lernwabe im Schulhaus Worbboden. Bild: AW

Oberstufenzentrum Worbboden: «Im Moment ist es ruhig im Wobo»

Vandalismus und Suchtmittelkonsum im Oberstufenzentrum Worbboden: die Hinweise zweier Parlamentsmitglieder an der Sitzung des Grossen Gemeinderates im Mai und der Beitrag der SP im Politforum in der Worber Post haben für Aufregung gesorgt. Schulleiter Oliver Rüesch erzählt von den Massnahmen punkto Gewalt- und Suchtprävention und der neuen Bildungsstrategie.

In der Vergangenheit ist es in den WC-Anlagen des Oberstufenzentrums Worbboden immer wieder zu Kritzeleien gekommen. Zudem wurden eine Bierflasche und ein Joint gefunden, ausserdem gab es Hinweise, dass auf dem Schulgelände E-Zigaretten geraucht wurden. Das sind die einzigen Vorfälle, die laut Schulleiter Oliver Rüesch klar belegt werden können, und seitdem sei derartiges auch nicht mehr vorgekommen. Der Vorwurf, der unter anderem an die Schulleitung erhoben wurde, man würde aktiv wegschauen, kann Oliver Rüesch indes nicht nachvollziehen. «Ich frage mich, wie man auf das kommt. Wir schauen hin, das haben wir uns auf die Fahne geschrieben.» So steht er zusammen mit dem Lehrkollegium auch mit viel Herzblut dafür ein, dass die Schule für alle ein sicherer Ort ist, und ist bei Fragen auch zu einem Gespräch bereit. «Wir sind für die physische und psychische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler verantwortlich und diese Verantwortung nehmen wir wahr», so Oliver Rüesch. Was Gewalt und Suchtmittel betrifft, herrscht auf dem Schulgelände Nulltoleranz, die Hausordnung ist da unmissverständlich und werde auch durchgesetzt. Bei Verstössen setzt die Schulleitung auf Transparenz. Das heisst, bei Vorkommnissen werden die Jugendlichen darauf angesprochen und die Eltern werden informiert, anschliessend wird nach geeigneten Massnahmen gesucht. Dabei wird im Oberstufenzentrum Worbboden nicht primär auf Sanktionen gesetzt, sondern auf Präsenz. Sei es durch Pausenaufsicht oder vermehrte Kontrollgänge in den Toilettenanlagen. Bei gravierenden Ereignissen wird die Schulsozialarbeit eingeschaltet oder man sucht im Rahmen der Prävention die Zusammenarbeit mit der Polizei. Laut den Erfahrungen von Oliver Rüesch spielen Drogen jedoch keine grosse Rolle im Alltag der Jugendlichen, die Mehrheit interessiere sich nicht dafür und melde solche Verstösse auch bei den Lehrpersonen. Ein weitaus grös­seres Problem sieht er im Mobbing, da dies oft im Verborgenen geschieht. Auch bei Fällen von Mobbing setzt die Schulleitung nicht auf Bestrafung, da dies die Situation in der Regel nur verschlimmert. «Wir bilden eine Unterstützungsgruppe rund um das Opfer, in der Freunde, aber auch die Täter miteinbezogen werden. Der Vorteil ist, dass alle in dieser Gruppe eine neue Rolle erhalten und ihre Kraft in etwas Positives setzen können. Zudem werden nur Massnahmen umgesetzt, zu denen das Opfer ja sagt», erklärt Oliver Rüesch. Je nach Schwere der Fälle werde aber auch ohne Zustimmung des Opfers eingegriffen. Diese Vorgehensweisen entsprechen der neuen Autorität, die in der Bildungsstrategie einen übergeordneten Handlungsschwerpunkt bildet. Der neuen Autorität liegt ein positives Menschenbild zugrunde und sie setzt auf Kooperation statt Konfrontation. Wichtige Aspekte sind Gewaltlose Kommunikation, Transparenz und der gegenseitige Respekt. Probleme werden angesprochen und es wird gemeinsam nach Lösungen gesucht. 

Vernetzung auch ausserhalb der Schule
Wenn es um Gewalt- und Suchtprobleme unter Jugendlichen geht, wird auch immer wieder nach der Verantwortung der Politik gefragt. Doch für Oliver Rüesch steht fest, das operative Alltagsgeschäft in der Schule ist nicht Sache der Gemeinde. «Die Politik muss die Rahmenbedingungen für Schule und Sozialarbeit schaffen.» So begrüsst er es, dass in Worb die Schulsozialarbeit ab dem neuen Schuljahr um 50 % auf insgesamt 200 % aufgestockt wird. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde funktioniere bestens, wie er betont. Oliver Rüesch ist auch Teil von «Worb plus Sicherheit». Zweimal jährlich lädt das Departement Sicherheit Vertretungen aus Kantonspolizei, Sozialdienst, Jugendarbeit, Schulen, Kirche, dem öffentlichen Verkehr, Wislepark und Grossverteilern zum gemeinsamen Austausch ein. Thema ist jeweils Stimmungslage und Geschehnisse im öffentlichen Raum. Dabei sind Jugendliche oft ein Gradmesser für gesellschaftliche Ruhe oder Unruhe, da sie auf den öffentlichen Raum angewiesen sind, um sich unorganisiert zu treffen. Mit der Vernetzung durch «Worb plus Sicherheit» bietet sich die Möglichkeit Probleme, sollten diese denn entstehen, niederschwellig und koordiniert zu lösen.

Räume zu schaffen, an denen sich Kinder und Jugendliche treffen können, ist auch ein Anliegen der Jugendarbeit Worb. Die Stellenleiterin Nicole Hug erlebt die Worber Jugend grundsätzlich als freundlich, höflich und engagiert. «Wir sind mit unseren vielen Angeboten am Puls der Worber Jugend. In dieser Debatte stört mich deshalb, dass einmal mehr über die Jugendlichen und nicht mit ihnen gesprochen wird.» Für sie braucht es mehr Dialog zwischen den Generationen. Die offenen Fragen könnten so sehr gut gemeinsam angegangen und abgeklärt werden. In Sachen Drogenprävention pflegt die Jugendarbeit Worb einen systematischen Austausch mit den Sozialbehörden und der Schule. Für Fachberatungen zieht sie die Stiftung «Berner Gesundheit» bei. Doch auch Nicole Hug stellt fest, dass Gewalt, z.B. in Form von rassistischer, sexistischer oder homophober Sprache, das grössere Thema als der Konsum von legalen oder illegalen Suchtmitteln ist. Bei Verdacht oder konkreten Hinweisen wird jedoch das offene Gespräch mit den Jungen gesucht. Ausserdem werden Brennpunkte aufgesucht und es wirdgemeinsam an Lösungen gearbeitet.

Für Oliver Rüesch und Nicole Hug ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche Raum für sich haben, in dem sie Freundschaften pflegen, Erfahrungen sammeln und lernen Konflikte zu lösen. «Dass diese Freiheiten manchmal ausgenutzt werden, ist in der Natur der Sache und dann ist es an uns Erwachsenen zu reagieren», sagt Oliver Rüesch. AW

Teil der Bildungsstrategie über Neue Autorität 

Neue Autorität 
Die gesellschaftlichen Erwartungen an die Erziehung und an die Schule haben sich verändert. Das traditionelle Autoritätsverständnis baut auf Verbote und Sanktionen und verfolgt das Ziel des (blinden) Gehorsams. Im Gegensatz dazu fördert die Neue Autorität Eigenverantwortung, Empathie und Urteils- und Kritikfähigkeit der Kinder und Jugendlichen. Sie unterstützt ihren Entwicklungsprozess hin zu mündigen Menschen. Sie basiert auf dem Konzept von Haim Omer und Arist von Schlippe und umfasst die Prinzipien Präsenz, Selbstkontrolle, Widerstand, Vernetzung und Öffentlichkeit, Aufschub und Deeskalation, Beharrlichkeit und Wiedergutmachung. 
Die Prinzipien der neuen Autorität sollen in alle Handlungsschwerpunkte einfliessen und sind somit ein übergeordneter Handlungsschwerpunkt der Bildungsstrategie. 

Interview mit Christina Thomann

Die Schulsozialarbeiterin Christina Thomann arbeitet seit 2014 für die Schulsozialarbeit Worb und ist für das Oberstufenzentrum Worbboden und die Schulhäuser Wyden 2 und Enggistein zuständig. Ihr ist es ein Anliegen, dass sich die Schulsozialarbeit nicht nur um Probleme kümmert, sondern in Zusammenarbeit mit Schule, Eltern und Gemeinde aktiv zur positiven Gestaltung der Aufwachsbedingungen der Kinder und Jugendlichen beiträgt.

Mit welchen Problemen werden Sie bei Ihrer Tätigkeit am häufigsten konfrontiert?
CT: Bei Konflikten, Thema Freundschaften, Stress, depressive Verstimmungen, Schlafproblemen, Mobbing, Absentismus, Klassenklima, Lernstrategien, Suizidgedanken, Ritzen und Fragen im Zusammenhang mit der Mediennutzung.

Bei welchen Vorfällen wird die Schulsozialarbeit eingeschaltet?
Wir werden bei Themen des Kinderschutzes beigezogen, oder wenn ein Vorfall mit einer Gruppe oder einzelnen Jugendlichen aufgearbeitet werden soll und bei vielem mehr.

Wie gehen Sie vor?
Je nach Situation und betroffenen Personen sehr unterschiedlich. Wir führen Einzelgespräche oder arbeiten mit Gruppen, Klassen oder Projektgruppen. Das Vorgehen orientiert sich an den Jugendlichen, Lehrpersonen und Eltern. Je nach Setting werden andere systemrelevante Personen beigezogen, das können Freundinnen und andere Schüler sein oder Sozialarbeitende, Psychologinnen und Psychiater, die Jugendarbeit, Polizei und andere Fachstellen.

Welche Mittel stehen Ihnen bei der Gewalt- und Suchtprävention zur Verfügung?
Da gibt es die Mobbing- und Gewaltpräventionsgruppe auf Stufe der Lehrpersonen, eine weitere Präventionsgruppe auf Stufe der Schülerinnen ist im Aufbau. Wir vernetzen uns mit Lehrpersonen, Schulleitungen, Eltern, der Jugendarbeit, Polizei und Fachstellen. Wir geben Inputs an Lehrerkonferenzen zu Themen der Mobbing- und Gewaltprävention, beraten Jugendliche, Eltern, Lehrpersonen und Schulleitungen. In den Klassen führen wir Präventionsmodule durch und begleiten Unterstützungsmassnahmen. Wir organisieren Elternabende und führen selbst Projekte durch, unterstützen Projekte der Schule oder organisieren externe Anbieter, die an die Schule kommen.

Was können Eltern tun, wenn sie den Verdacht hegen, dass ihr Kind Rauschmittel konsumiert?
Mit ihren Kindern das Gespräch suchen. Dazu gibt es hilfreiche Elternbriefe von Sucht Schweiz. Bei der Fachstelle Berner Gesundheit kann man sich beraten lassen. Man kann sich aber auch bei der Schulsozialarbeit melden. Interview: AW

Elternbriefe von Sucht Schweiz
shop.addictionsuisse.ch/de/30-eltern

Fachstelle Berner Gesundheit 
www.bernergesundheit.ch/waswirtun/suchtberatung/

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