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Vis-à-vis mit Bernhard Muster, 1.-August-Feiernder

«Meine Jugendzeit: Man freute sich auf den 1. August, wir liessen Schweizerchracher los, für Feuerwerk gab es diverse kleine Läden. Bei jedem Haus steckten Schweizer Fähnchen in Geranienkistchen, aber dass dies der Gründung der Schweizer Eidgenossenschaft zu verdanken war, realisierten wir Giele erst später, als wir mit der Schule die Tellspiele in Interlaken besuchten. Als Eid-Genosse schwöre ich übrigens, dass ich im Leben selber noch nie einen Schwur ausgesprochen habe – einen ernsthaften, meine ich. Ehrlech jitz!

In Utzigen, wo ich aufwuchs, gingen wir jeweils auf den Hubel, wo man die Höhenfeuer rundum sah. Selbst für Jugendliche war es schön darauf zu warten, bis ein Feuer nach dem anderen angezündet wurde. Ich weiss nicht, ob die heutigen Jungen Höhenfeuer noch schätzen. Ob sie wissen, was unser Nationalfeiertag bedeutet. Mich dünkt, man sollte dieses Wissen weiterhin pflegen und nicht nur denken: Hüt hei mir frei.

Auch ein Feuerwerk gehört für mich zur Pflege. Ein Feuerwerk zu verpulvern, das ist im Mensch doch angelegt und die meisten freuen sich darob. Es gibt unter dem Jahr ja genügend Beispiele, wo für blödere Sachen Geld verpulvert wird. Obwohl ich Feuerwerke gernhabe und mir deren Krach nichts ausmacht: I bin e Mönsch, wo ke Krach suecht.

Wenn ich von ‹pflegen› spreche, denke ich ebenso an die Lampionumzüge, welche kleine Kinder und Erwachsene, Ausländer und Schweizer zusammenbringen. Meine Lampions waren meistens rund, mit einer lachenden Sonne drauf. Ich denke auch an zahlreiche Augustreden – die beste war jene von Glatz Pesche aus dem Lindenthal, einem völlig normalen Bürger, ein Schreiner und irgendwie auch ein Lebenskünstler, der sich und anderen aus dem Herzen sprach. Aus meiner Sicht sollten Reden nicht allzu politisch sein, der Stolz, dass wir hier leben dürfen und dass wir Schweizer sind, ist für mich zentral. Da stehe ich dazu, weil meine Generation zum Wohlstand des Landes beigetragen hat.

Zur Pflege des 1. August gehört auch eine Festwirtschaft, da isch gäng öppis los und man muss auch den Jungen etwas bieten. Als ehemaliger Metzger habe ich nicht nur selber gmetzget, sondern auch gewurstet und meine Würste vermarktet. Etwa hundert Cervelats habe ich für den 1. August jeweils gemacht, keine grosse Sache, ich wurde nicht reich dabei. Mir war das ganze Fest wichtig, die Ambiance, die Musik – ds ganze Dorf isch zämegrütscht.

Einmal verbrachte ich einen 1. August im Ausland, mein Göttibub feierte Hochzeit in einem Städtchen in Süditalien. Gleichzeitig liessen sie auf dem Meer auf einem alten Kahn ein Feuerwerk los, am Schluss brannte der Kahn und die Feuerwehr musste ausrücken. 

Bevor wir ‹Trittst im Morgenrot daher› als definitve Landeshymne hatten, existierte bis in die 60er-Jahre gleichzeitig des Lied ‹Rufst du, mein Vaterland›, das zur Melodie der noch heutigen englischen Nationalhymne gesungen wurde, einfach mit anderem Text. Unsere Hymne ehrt Gott, die russische deren Heimat und die italienische war ursprünglich als Kampflied gedacht. Von der Melodie her finde ich sie am schönsten. Die spanische Landeshymne hat nur eine Melodie, da bevorzugst Du niemanden und beleidigst auch nicht, und da ich selber friedliebend bin, könnte ich auch mit einer Schweizer Hymne ohne Text leben. Aber eigentlich fände ich richtig, wenn auch wir unsere Heimat, unsere Landschaft besingen würden.

Im Text unserer Hymne steht ‹Betet, freie Schweizer, betet!›. Ich muss gestehen, dass ich einzig bei Anlässen in der Kirche mitgebetet habe und nie zuhause, zum Beispiel vor dem Essen. Wir hatten das Essen immer geschätzt, ohne zu beten. Und was die ‹freien Schweizer› betrifft, denke ich, dass wir mit jedem neuen Gesetz ein Stück weniger frei werden. Bei den Covid-Impfungen fühlte ich mich sehr unfrei, aber auch ich ging mich impfen und erinnerte mich dabei ans Jahr 1953, wo ich und meine drei Brüder an Kinderlähmung erkrankten. Einer ist daran gestorben, wenige Jahre danach konnte man sich dann dagegen impfen.

Ich finde, dass man den 1. August nach wie vor am 1. August feiern soll, und nicht schon am 31. Juli. Man feiert seinen Geburtstag schliesslich auch nicht am Tag vorher oder am Tag danach. Und man soll den Nationalfeiertag auch nicht auf den 12. September, den Tag der Gründung des Bundesstaates, verschieben. Vielleicht gäbe es auch Argumente, den Quatorze Juillet in den Oktober zu verschieben, aber schlag das mal den Franzosen vor …

Am diesjährigen 1. August gehe ich nach Schönbrunnen, bei der Mänziwilegg. Ab Mittag bin ich dort und geniesse das Fest. Da kann es dann gut elf Uhr nachts werden. Oder schribet besser eifach ‹spät›.»

Aufgezeichnet von 
Bernhard Engler

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