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Vis-à-vis mit Claudia Meissner, Urologie-Fachärztin

«Kürzlich war ich an einem Urologinnenkongress, es ging unter anderem darum, dass Frauen vermehrt in Entscheidungsgremien kommen, ohne dass emanzipatorische Auseinandersetzungen in den Vordergrund rücken. In den Zeiten, als ich zur Urologie kam, hatte es in der Schweiz drei bis vier Urologinnen, ich war eine Exotin. Heute sind es bereits wesentlich mehr, dreissig davon haben am Kongress teilgenommen. Wenn ich Menschen in meinem Umfeld mitteile, dass ich Urologin wäre, reagieren sie sehr offen und zeigen sich wenig überrascht.

Vom Kongress hängengeblieben ist mir nicht nur rein Urologisches, sondern vor allem ein Vortrag zum Thema, wie man Patienten eine Krebsdiagnose beibringt. Dass man auch darauf achten soll, dass es einem bei einem solchen Gespräch selbst gut geht und man bewusst die Zeit einplant und nicht gestresst und hungrig in das Gespräch geht, vielleicht noch einen Tee trinkt. Für mich persönlich ist das Wesentliche, dass ich die Diagnose mit Empathie mitteile und die notwendigen fachlichen Informationen so vermittle, dass sich der Patient gut aufgehoben und informiert fühlt.

In der Entscheidungsfindung zu Therapiemöglichkeiten, spielt bei älteren Patienten immer öfter die Einstellung zum Leben und Tod eine Rolle. Der versöhnliche Satz ‹Es ist gut so, ich habe bis jetzt ein schönes Leben gehabt› ist passé. Es wird oft schwierig, wenn man vom Gespräch in ein Diskutieren kommt, zum Beispiel über Lebenserwartungen. Die gesellschaftliche Anspruchshaltung hat sich deutlich verändert, ethische Fragen kommen heute vermehrt auf den Tisch.

A propos Tisch: Zuhause am Familientisch ist meine Berufstätigkeit schon mal ein Thema – meinem Mann, meinen beiden Söhnen und meiner Tochter erzähle ich ab und zu die spannendsten Geschichten. Lebensgeschichten, wo die Patienten bei mir ins Erzählen kommen. Ich erzähle meiner Familie die Geschichten nicht, um Namen oder Details zu verraten, sondern damit sie erfahren, was das Leben alles umfasst. Aus diesem Grund bin ich eine Anhängerin von Hausärzten, die oft eine sehr persönliche Beziehung zu Patienten pflegen und deren Geschichten in ein Krankheitsbild einordnen können. Das Arzt-Patienten-Verhältnis ist aber auch bei uns Urologen wichtig. Unsere Medizin soll nicht stur sein, nicht nur linear à la 1+1=2, sondern farbig. Nicht nur fachlich auf der Höhe zu sein, sondern auch das Menschliche gut zu spüren – dies ist mein persönlicher Anteil zu dieser Farbigkeit.

Ursprünglich wollte ich nicht Urologin werden, mein Vater war bereits Urologe. Als Kind fand ich dieses Gebiet sowieso ein bisschen blöd, halt Männersache. Meine Aufmerksamkeit galt mehr der Gynäkologie, aber eine Unterassistenzstelle im Aargau gab den Ausschlag, dass ich mich dann doch der Urologie zuwandte – weil es mit seinen Zuständigkeiten überschaubar ist: Das Spektrum umfasst Tumorerkrankungen, Nierensteine, Prostata- und Blasenleiden, Infektionen inkl. Geschlechtskrankheiten, Funktionsstörungen, Vasektomie, männliche Geschlechtsorgane und Vorsorge. Und auf der anderen Seite beinhaltet es die kleine bis grosse Chirurgie, von der einfachen Beschneidung bis zur Blasenentfernung oder dem Anlegen einer neuen Harnblase. Was viele Leute oft nicht wissen: Urologie umfasst nicht nur die Behandlung von Männern, bei mir deckt der Frauenanteil unter den Patienten 30–40 % ab.

Nach der Stelle im Aargauischen wechselte ich ans Inselspital, wo ich in der Urologie Oberärztin war, und seit einigen Jahren arbeite ich in Bern in einer urologischen Praxis als Standortleiterin. In einer Urologie-Praxis sehe ich mich, wenn’s so weitergeht, zugleich als potenzielle Patientin. Weil ich viel zu wenig trinke. Abgesehen von Schwarztee, und der fördert … Nierensteine. Wasser wäre da klüger, sofern dessen Kalziumgehalt hoch ist. In dieser Hinsicht also besser Adelbodner als Hahnenwasser trinken. Das ist nun mal so, es ist keine Schleichwerbung. Viel trinken wäre so nebenbei auch eine gute Prophylaxe gegen Harnweginfekte.

Ich habe mir mal überlegt, ob ich innerhalb meiner Tätigkeiten etwas Bestimmtes am liebsten mache. Mir kam dabei nichts in den Sinn, für mich zählt das ganze ‹Behandlungsmenü›. Oder gibt es vielleicht doch etwas? Was mich am meisten freut, ist, wenn mir eine Patientin oder ein Patient nach einer Behandlung mit gutgelaunter Stimme sagt: Uf Wiederluege!»

Aufgezeichnet von 
Bernhard Engler

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