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Vis-à-vis mit Cyril Gränicher, Vielseitig-Interessierter

«Im Gymnasium liegt es an mir selbst, ganzheitliche Verbindungen zu machen. Denn der Unterricht ist dort klar auf einzelne Fächer aufgeteilt, mit einem bestimmten Lehrer dazu. In der Oberstufe hatten wir dagegen Fächer, die mehr zusammengesetzt waren, wo verschiedene Lehrer ins Spiel kamen und durch all das ein vernetzteres Denken gestärkt wurde. Was ich gut fand, weil mich bei dem Vielen auch das Zusammenspiel interessiert.

Was einen Vielseitig-Interessierten wie mich speziell interessiert? Die Natur. Vögel beobachten und das Wissen über sie erwerben. Am Bach chli öppis ga aaluege. Nicht nur Fische, sondern auch Insekten, und dann wiederum die Vögel am Himmel, die womöglich eine schöne Libelle fressen. Mich interessieren Zusammenhänge, Prozesse, das Werden und Vergehen vor meiner Nase. Wie in unserem Garten aus einem kleinen Pflänzchen eine grosse Tomatenstaude wird.

Im Zentrum der Thematik ‹Natur› steht für mich das Kochen. Ich habe kürzlich eine Skizze gemacht, um zu schauen, mit was allem mich das Kochen verbindet. Zum Beispiel mit der Geschichte, und da ich auch an Geschichte interessiert bin, habe ich bereits einige Mittelalter-Rezepte ausprobiert. Ich versuchte mit zwei Pfund Honig Met zu brauen, habe einen Eintopf mit Gerste, Speck, Kohl und alten Rüeblisorten gemacht und Brot ohne Hefe gebacken. War noch fein, man fühlte sich wirklich wie im Mittelalter. 

Im Moment interessiert mich die Kochkultur der einzelnen Schweizer Kantone, das heisst ich habe mir die Schweiz aufgeteilt und bin zurzeit beim Gebiet ‹Bergkantone›. Neben dem Experimentieren haben mir es ebenso traditionelle Rezepte angetan, ich schätze auch das Deftige und koche Raviuls da trin, das sind Ravioli mit einer Dörrbirnen-Füllung, oder Capuns. Und plötzlich gesellt sich dann was Neues dazu. Bei einer Wanderung im Graubünden fiel mir der Arven-Geruch auf, ich fragte mich dabei, für was man diesen Duft verwenden könnte, und so stellte ich kürzlich einen Schnaps aus Arvenzapfen her.

In unserem Nachbarswald beobachte ich, wie das Ökosystem funktioniert, und ich fand dort bereits Dost, also wilden Oregano, und zudem wilden Fenchel, die ich für Zutaten verwenden kann. Die Triebe von frischen Tannenspitzen brauche ich, um daraus Sirup zu machen. Auf meinen Such- und Sammelgängen habe ich immer ein Bestimmungsbuch bei mir – ein Buch ist für mich ein sichererer Wert als Internet-Infos, die oft sehr widersprüchlich sind. 

Dies gilt auch für mein Pilzesammeln. Eierschwämme und Röhrlinge habe ich diesen Herbst gefunden, aber die grösste Freude hatte ich beim Hexenei, das ich entdeckte. Es entspricht einer Stinkmorchel in einem bestimmten Stadium, und genau dann ist sie auch essbar, ja sogar sehr gut, wenn man sie anbratet und mit Arvensirup caramelisiert. Ich servierte sie als Vorspeise, als Hauptspeise kochte ich Amaranth aus unserem Garten, eine Art Getreide.

Zuhause halte ich Wachteln, früher hatten wir sechs und heute nur noch drei, aber im nächsten Frühling sollten neue dazukommen. Jede Wachtel legt ein Ei pro Tag, ich selber esse vielleicht zehn pro Woche, wir verschenken sie auch. Ich esse die Eier als 3-Minuten-Ei oder auch als Spiegeleier, allerdings sollte man wissen, dass man, im Gegensatz zu Hühnereiern, das Eiweiss von Wachteleiern nicht schlagen kann. Wenn eine meiner Wachteln stirbt, seziere ich das Tier, weil es mich wundernimmt, ob ich erkenne, woran es gestorben ist. Natürlich bin ich kein Profi, irgendeinen Virus könnte ich niemals erkennen, aber einen Genickbruch womöglich schon. Es interessiert mich einfach. Eine Wachtel ist für mich ein Haustier, ich habe es gerne, ohne ein emotionales Verhältnis zu haben. Es ist für mich ein Haustier, das auch etwas liefern soll. Dies mag etwas zynisch tönen, aber ich meine, dass Katzen und Hunde, die ihren Tierhaltern Liebe und Treue zukommen lassen, auf diese Art ja auch irgendwie Nutztiere sind.

Obwohl ich viel koche, möchte ich nicht unbedingt Koch werden. Wenigstens im Moment nicht. Dauernd Pommes frites braten für den Chef … Das Kochen macht mir Spass, weil kein Zwang dahintersteckt, weil es ein Hobby ist. Ich entdecke beim Kochen Dinge, die wiederum mit dem Biologie- und dem Chemie-Unterricht im Gymer zu tun haben.

Ich konserviere und sammle Teekräuter, Holunder, mache Brombeerconfi und dörre Pilze, in den Schulferien stehe ich manchmal den ganzen Tag in der Küche. Ich backe zum Zmorge selbstgemachte Gipfeli, zum Zmittag gibts Spätzli mit verschiedenen Gemüsen und zum Znachtessen für die Familie einen Sechsgänger. Am Schluss abwäsche, tüe de si.»

Aufgezeichnet von 
Bernhard Engler

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