Suche
Close this search box.
2303_Vis-a-vis-Edmond-Alkhali-Foto

Vis-à-vis mit Edmond Alkhali, Handy-Doktor

«In Worb bin ich die ganze Zeit nicht am Handy, sondern in Handys. Ich repariere sie in meinem Laden an der Bahnhofstrasse und es ist tatsächlich so, dass viele Anrufer am Telefon zuerst fragen: ‹Gäll, Du bisch der Handy-Doktor vo Worb?›. Ja, ich bin ihn, und daneben vermiete ich noch Autos. Wie bei den meisten Syrern, bringen mich mehrere Tätigkeiten über die Runden, dort wie hier.

In Damaskus studierte ich IT, arbeitete danach vormittags als Computer-Fachmann in einer Firma für Grafik-Design, am Nachmittag erledigte ich Arbeiten in meiner eigenen Cafeteria, daneben erteilte ich Privatunterricht als Arabisch-Lehrer. Meine Frau, eine Schweizerin, habe ich in Damaskus in meinem Café kennengelernt, sie nahm an einem Sprachkurs an der Uni teil.

Und wie das Leben so spielt: Ich bin, im Jahr 2012, zu meiner Frau in die Schweiz gezogen, meine Mutter und meine Schwester folgten mir drei Jahre später nach. Das Leben war in meiner alten Heimat für sie nicht mehr sicher, auf dem Arbeitsweg meiner Schwester explodierten neben der Strasse Bomben. Nun leben wir alle hier, mein Vater war bereits früh gestorben.

Die Familie ist für mich wichtig. Dreimal am Tag telefoniere ich meiner Mutter, die nicht allzu weit weg von uns wohnt. Zudem besuche ich sie noch dreimal pro Woche, was meine Frau ein bisschen befremdet. Hier zeigen sich Unterschiede zwischen uns, die weniger persönlich, sondern kulturell bedingt sind. Kulturell bedingt ist auch, dass ich spontaner bin als meine Frau. Ein Restaurantbesuch muss bei ihr meist Tage vorher geplant sein, währenddem ich mich spontan entscheiden kann. Syrer lassen sich meistens überraschen, melden sich für Besuche selten vorher an. Dies ist syrisch und hat nichts mit Edmond zu tun. In Syrien hatte ich zudem sämtliche Termine im Kopf und sie waren nie irgendwo hinterlegt. Das Planen habe ich erst hier gelernt, und das ist für mich okay.

Aufgewachsen bin ich in Damaskus in der Altstadt. Im schönsten Quartier Syriens. Kleine, verwinkelte Gässchen, viel Stein, kein Sandstein – der Schriftsteller Rafik Schami wuchs gleich in der Nähe auf. Ein Leben rund um Geschichten, das ist nicht nur seine Sache, das steckt in den meisten Bewohnern dort drin. Bücher mit orientalischen Erzählungen nahm ich von der Bibliothek mit nach Hause und las sie am Abend im Bett. Und sprach mit Kollegen und Freunden darüber, wenn wir unsere Bücher austauschten.

In Syrien trinkt man zum Frühstück immer Tee, zuvor einen Kaffee. Keinen Espresso, sondern türkischen Kaffee, auf dem Herd gekocht, ohne Maschine. Zum Essen nimmt man ein Teiggebäck, das ich jeweils beim Bäcker holte – eine Art kleine Pizza. Beim Belag konnte ich zwischen Tomatensauce, Käse oder Thymian auswählen. Wenn ein Syrer im Ausland ist, sucht er Fladenbrot und kein Brot, so wie wir es kennen. Im Essen ist der Syrer wählerisch. Ich selber bin kein typischer Syrer. Gar nicht. Zum Glück nicht. Denn dies half mir, mich hier schnell einzuleben, zu integrieren.

Die wichtigsten Werte für Syrer sind die Familie, die Religion, die Kultur, der Stolz auf die Nation und die Traditionen. Ich habe sicher meinen Stolz, aber religiös bin ich zum Beispiel überhaupt nicht heikel, und ich bin immer offen für Neues. Selbst wenn ich bei uns daheim immer syrisch koche und meine Frau immer schweizerisch: Rösti, Raclette, Suur­chrut mit Schweinefleisch – alles hab ich gern.

In Bern und Umgebung kenne ich sehr viele Syrer. Ich höre zu, was bei ihnen gut und nicht gut läuft, helfe ihnen – auch in meinem Worber Geschäft – beim Ausfüllen von Formularen, oder mache für sie Übersetzungen. Sollte ich in Worb mit meinem Laden mal aufhören, werde ich wieder Arabisch-Lehrer sein. Das chan i guet.»

Aufgezeichnet von 
Bernhard Engler

Beitrag teilen:

Aktuelle Beiträge

In Rüfenacht steht ein weiteres Verdichtungsprojekt an. An der Hinterhausstrasse, wo heute noch das alte Aebersold Bauernhaus steht, soll eine Wohnüberüberbauung, bestehend aus vier Gebäuden, errichtet werden. Das dafür benötigte Areal wird von der Gemeinde gekauft und im Baurecht abgegeben.

Warning: Undefined array key "button_class" in /home/httpd/vhosts/aeschbacher.ch/worberpost.ch/wp-content/plugins/premium-addons-for-elementor/includes/class-premium-template-tags.php on line 1009

In unserem täglichen Leben, spielt das Virus, das die Welt von 2020 bis 2022 fest im Griff hatte, zum Glück keine grosse Rolle mehr. Um bei möglichen kommenden Krisen besser gerüstet zu sein, hat der Gemeinderat eine Befragung unter den Behörden und angeschlossenen Institutionen durchgeführt. Nun sollen organisationsübergreifende Konzepte erarbeitet werden, um die Handlungsfähigkeit auch im Krisenfall zu gewährleisten.

Warning: Undefined array key "button_class" in /home/httpd/vhosts/aeschbacher.ch/worberpost.ch/wp-content/plugins/premium-addons-for-elementor/includes/class-premium-template-tags.php on line 1009

Auf Basis von einer Umfrage wurden Velostrecken in der Gemeinde Worb überprüft. 48 Fahrverbote für Velos und E-Bikes, die aus Sicht des Gemeinderates unnötig sind, sollen nun schrittweise aufgehoben werden.

Warning: Undefined array key "button_class" in /home/httpd/vhosts/aeschbacher.ch/worberpost.ch/wp-content/plugins/premium-addons-for-elementor/includes/class-premium-template-tags.php on line 1009