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Vis-à-vis mit Pascal Krebs, Knochen-Sammler

«Die meistgestellte Frage an mich heisst: ‹Was wosch mit däm ganze Züg?›. Meine Geschichte übers Knochen-Sammeln begann in der Kinderzeit, draussen im Wald, wo ich mit dem Vater Pilze sammelte. In Fuchs- und Dachshöhlen entdeckten wir kleine Knochen, sie faszinierten mich und ich brachte sie nach Hause. Ich hätte damals nie explizit danach gesucht, ich brachte auch Steine mit, war ein Sammler von klein auf, vielleicht vom Grossvater vererbt.

Selbst während der Jugendzeit blieb ich immer wieder bei den Knochen dran, dann wieder nicht mehr, und jetzt seit zweieinhalb Jahren erneut intensiver. Dies ist womöglich auch meiner Freundin geschuldet – sie ist Berner Oberländerin und durch sie lernte ich ein paar Jäger kennen. Bei unserem ersten Date gingen wir auf die Jagd, begleiteten einen Jäger.

Ob ich häufig tote Tiere antreffe? I der Letschti scho. Weshalb, weiss ich nicht. Mittlerweile suche ich ab und zu auch aktiv nach Knochen, auf meiner Landkarte der Region Worb sind sechs bis sieben Fuchsbauten eingezeichnet. Aber zu 95 % sind meine Funde zufallsbedingt, auf Fuchsknochen stosse ich relativ oft, letztes Wochenende mal auf einen Gämskopf. Das machte mir genauso Freude, wie wenn ein Pilzeler einen Steinpilz erblickt. Daheim kochte ich ihn ab, damit die Bakterien tot sind, putzen musste ich ihn somit nicht mehr gross. Den Gämskopf bleichte ich noch mit Chavel-Tabletten im heissen Wasser aus, man kann diesen Prozess aber auch draussen der wärmenden Sonne überlassen.

Kleine und grosse Knochen präpariere ich zuhause, das Innenleben eines Lebewesens fasziniert mich, die Skelettstruktur, der Aufbau des ganzen Tieres. Und wenn du dann das komplette Skelett eines einst ansehnlichen Fuchses vor dir hast, fällt auf, wie klein und zerbrechlich ein solches Geschöpf eigentlich ist, wenn Fleisch und Fell wegfallen. 

Eigentliche Skelette habe ich zurzeit anderthalb – einen ganzen und einen bereits angefangenen Fuchs, den ich noch fertig erstelle. Tierköpfe habe ich viele – Dachs, Fuchs, Hase, Reh, Hirsch, Marder, Maus, Katze, Eichhörnchen, Murmeli. Jemand hat mir von einer Reise mal ein Affenköpfchen mitgebracht. Viele einzelne Knochen lege ich in ein Überrestenchischtli und mindestens drei Jäger wissen von meinem Hobby, fragen mich jeweils an, wenn sie selber etwas nicht brauchen können.

Es gibt sogar eine spezialisierte Firma, die Tierknochen verkauft. Einen Igelkopf für sechzig Franken, einen Fuchskopf für hundert. Ich komme schon ein bisschen ins Staunen, was ich mit meiner Sammlung herausholen könnte. Aber Einkaufen gehe ich dort in der Regel nicht, mal abgesehen von einem prächtigen Schädel eines schottischen Hochlandrindes. Wenn bei meinem Hobby kommerzielle Überlegungen ins Spiel kommen, dann höchstens was meinen künstlerischen Ausdruck betrifft. In diesem Bereich könnte ich mir durchaus vorstellen, mit Kunsthandwerk auch etwas zu verdienen. Ich betrachte mich als kreativ – aus vielem das Eine zu machen, finde ich interessant. Bereits habe ich aus verschiedensten Tierknochen ein Fabelwesen kreiert, in einem anderen Fall schenkte ich einem Freund eine Tischlampe, wo das Kabel für die Glühbirne durch eine Wirbelsäule führt. Im Moment gilt für mich jedoch das Motto: Ich verkaufe nicht, ich verschenke.

Wenn ich beim ­Knochenbearbeiten einen Bruch sehe oder eine verheilte Wunde, führt das zu erweiterten Überlegungen, währenddem ich beim Zusammensetzen eines Skelettes eher der Wissenschaftler bin, die Anatomie berücksichtigen, die genaue Platzierung der Knochen einhalten muss. Ich lernte dies durch Ausprobieren, und auch mit Hilfe von Filmen im Internet. Bei Arbeiten an Säugetieren ist die Wirbelsäule noch am einfachsten, im Gegensatz zu den Füssen eines Tieres, die kompliziert sind.

Mein Gämskopf liegt zurzeit draussen, drinnen habe ich zu wenig Platz, ich bin gerade am Zügeln. Ich ziehe mit meiner Freundin zusammen, zum Glück hat auch sie Freude an meinem Hobby. Trotz Schädel hier und Knöchelchen da – mir wei zäme blibe. Mein Arbeitsplatz mit all den Utensilien ist bereits überfüllt und weitere landen dann in einer Vitrine oder anderswo. Einen emotionalen Wert hat für mich der Katzenschädel, ich erhielt ihn von meinem Vater und ich habe jedes Mal Freude, wenn ich den Schädel erblicke – er ist so schön!

Trotz meiner Knochenarbeit studiere ich nicht gross um Fragen rund um den Tod herum. Mein eigenes Skelett zu betrachten, könnte ich mir absolut vorstellen. Ich hätte sicher Freude an mir, würde sehen, ob ich mal was gebrochen hätte – jeder von uns trägt seine Geschichte in sich. Was ein Knochensammler am Halloween-Abend macht? Vermutlich einen Kürbis schnitzen, wie jedes Jahr. I ha no nüt Grössers planet.»

Aufgezeichnet von 
Bernhard Engler

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