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Vis-à-vis mit Verena Gfeller, Härzbluet-Outorin

«Ich schreibe Mundartgeschichten, wahre und schöne Geschichten von früher, die erfreuen und einem nicht die Probleme servieren, denen wir täglich bereits durch die Medien ausgesetzt sind. Zuletzt las ich im Altersheim Beitenwil, de Lüt hets fei e chly gfalle, sie klatschten sehr. Jemand sagte mir später: Uh, mir hei de i der Nacht drufabe guet gschlafe. 

Für solche Auftritte kleide ich mich entsprechend, mit etwas, das zur Jahreszeit passt. Ich ziehe einen Strohhut an, der zur Zeit mit Frühlingsblümchen umkränzt ist, vorher zeichne ich auf Papier farbige Frühlingsmotive, die auf einem Tischchen neben meinem Lesestuhl ausgelegt sind. Für normale Leseveranstalter bin ich eher kein Thema, ich kann keinen Bachelor- oder Master-Abschluss vorweisen.

Als 10-Jährige schrieb ich in einem Aufsatz, was mir am meisten bedeute: Bücher. Dass alle Menschen genug zu essen haben. Frieden auf der ganzen Welt. Bücher waren mir immer das Wichtigste, sie waren mein Leben. Meine Affinität zu Geschriebenem merkte ich daran, wie ich Texte vorlas, sie nicht einfach so mit monotoner Stimme runterratterte, sondern sie zu gestalten versuchte. Ich konnte damals 58 Gedichte auswendig aufsagen, bei Aufsätzen schrieb ich immer gleich drauflos.

Jetzt bin ich 82-jährig und als mich mal ein Arzt fragte, ob ich einsam wäre, verneinte ich es. Ich bin überhaupt nicht einsam, ich bin einfach oft allein. Trotzdem bin ich sehr beschäftigt, ich informiere mich über das Aktuelle und lese auch mal ein bildendes Buch, ich beschäftige mich mit Gärtnern, Malen, Korben, Vögel beobachten, früher mit den Grosskindern. Gedichte habe ich übrigens nur ein einziges geschrieben, von fallenden Blättern, und als Vergleich dazu die Grosskinder, die man irgendeinmal loslassen muss.

Was mich jung hält sind die kleinen Dinge im Alltag. Den Sternenhimmel betrachten, mich nur schon freuen, wenn mich jemand anlächelt, den Kehrichtmännern hinterlege ich umgekehrt ein paar Schoggistängeli. Ich sage dies nicht, um mich in der Zeitung wichtig zu machen – man macht es wegen sich, als tägliche Übung, um obsi z cho. Mit dieser positiven Lebenshaltung kann ich keine Geschichten schreiben, die Leute herunterziehen. 

Mir liegt die Natur sehr am Herzen, ich bin in Rüfenacht in einer Gärtnerei aufgewachsen, Bei meinen Spaziergängen im Wislewald reagiere ich auf das Pfeifen eines Vogels und danach entsteht wie ein Dialog zwischen uns. Man könnte meinen, dass wenn ich auf Berndeutsch schreibe und dazu über die Natur, meine Texte kitschig werden. Ich umgehe diese Falle, nur schon weil ich gut geerdet bin. Mein Geheimrezept liegt vielleicht darin, dass meine Beschreibungen aus meinem eigenen Inneren herauskommen, dass ich mich nicht durch Vorbilder ablenken lasse und auch präzis schreibe, wenn ich einen Vogel beobachte. Ich gehe nach solchen Begegnungen zuhause immer recherchieren, um was für einen Vogel es sich handelt.

Was ich in meinen Geschichten beschreibe, sind Erinnerungen wie an das Güetzibacken in der Weihnachtszeit, im aktuellen Monat beschreibe ich meinen ersten Schultag, der war ja jeweils gegen Ende April und nicht wie heute im August. Im Mai werde ich über den Maikäfer schreiben. Wenn ich von meinen Erlebnissen aus der Schule schreibe, geht es mir dabei nicht um eine persönliche Verarbeitung. Es geht darum das Brauchtum zu zeigen, es zu erhalten, und damit auch die Mundart, die ich so schätze.

Ich habe eine Ausbildung in Hauswirtschaft gemacht, im Leben war ich dann meistens Hausfrau, neben all diesen Tätigkeiten las ich immer Literatur, und heute schreibe ich also meine berndeutschen Geschichten. Hochdeutsch auszuprobieren macht für mich gar keinen Sinn, besonders wenn ich an meine Erinnerungen an früher denke. Soll ich auf den Begriff Houzböde verzichten, nur damit jüngere Leser nicht an einen Parkettboden denken? Ich beschrieb mal eine Szene in einer Bäckerei, wo die Bäckersfrau Brote aus der Backstube in den Laden tragen musste. Auf Hochdeutsch sagt einem das doch nichts. Sie hett se müesse ueche fergge!»

Aufgezeichnet von 
Bernhard Engler

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