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Bruce Anderson, Schauspieler, Buchautor, Weltreisender, Vater. Bild: zvg

Worber Expats: «Man bekommt Jodtabletten, wenn man hierher zieht. Ich finde das unglaublich.»

In unserer Serie über Worber Expats lernen wir heute Bruce Anderson kennen. Er hat die britische und die australische Staatsbürgerschaft, ist aber Weltbürger und hat schon an den verschiedensten Orten gelebt.

Bruce, du bist gern direkt und unkompliziert im Umgang. Woher kommst du?
Bruce Anderson:Geboren bin ich in England, aber als ich fünf Jahre alt war, zogen wir nach Australien und lebten südlich von Sydney. Ich bin Brite und Australier, und meine Frau ist Schweizerin.

Du bist viel gereist. Wie kam das? 
Schon als Teenager bin ich nach England gezogen, wo ich später die Royal School of Speech and Drama in London besuchte, eine Schauspielschule. Als Mitglied der English Shakespeare Company bin ich mit 24 Jahren durch viele Länder gezogen, in denen wir Auftritte hatten, so zum Beispiel Grossbritannien, Irland, Japan, Deutschland, Sierra Leone, Ghana, Malawi und Namibia. Danach habe ich in weiteren Schauspieltruppen gearbeitet. Irgendwann bin ich in die Marketingbranche gewechselt. Es gab in den osteuropäischen Ländern nach dem Fall des Eisernen Vorhangs neue und spannende Möglichkeiten. In Ungarn habe ich eine Firma gegründet, welche Schulungen von Mitarbeitern in internationalen Unternehmen anbot. Wir arbeiteten in Ungarn, Polen, Rumänien, der Slowakei und den baltischen Staaten. Die Übergangsphase vom Kommunismus zum Kapitalismus war eine sehr spannende Zeit!

Du hast auch in Neuseeland gelebt.
Ja, später arbeitete ich im Tourismus-Marketing und lebte eine Zeitlang auf Tonga, einer Insel in der Südsee, und in Neuseeland. Dort habe ich meine Schweizer Frau kennengelernt. 

Wann und warum seid ihr nach Worb gezogen?
Meine Frau wollte ihren Doktor als Biomediziningenieurin in der Schweiz machen. Zuerst lebten wir im Appenzell. Da stehen Häuser aus dem 16. Jahrhundert, tadellos renoviert und erhalten! Das hat mich sehr beeindruckt. Dann wohnten wir eine Zeitlang in Ostermundigen. Im Juli 2022 fanden wir dann eine hübsche Wohnung an der Enggisteinstrasse in Worb.

Was machst du heute beruflich?
Ich verwalte das What̓s Up Network & Swissmeup.com. What’s Up Bern ist eine kostenlose, englischsprachige Facebook-Gruppe, offen für alle, die etwas unternehmen wollen. Sie hat 4500 Mitglieder, davon sind ca. ein Drittel Schweizer. Ursprünglich sollte mit dieser Gruppe das englischsprachige Theater unterstützt werden, nun ist es ein virtueller Treffpunkt für viele Menschen in Bern, die gemeinsam etwas unternehmen möchten. Die Seite Swissmeup.com ist vor allem für Unternehmen gedacht, die ihre Dienstleistungen oder Waren englischsprachigen Kunden anbieten wollen, vom Haarschnitt beim Coiffeur bis zum kanadischen Ahornsirup. Wir sammeln über diese Plattformen auch Geld für gemeinnützige Organisationen. Ich schreibe zudem Artikel für Zeitschriften und Blogs, und letztes Jahr veröffentlichte ich mein erstes Buch. Zudem gebe ich Kurse in öffentlichem Sprechen und Auftreten sowie Workshops in Stand-up-Comedy. Und wir haben einen 10 Monate alten Sohn, der mich auf Trab hält, ich bin also auch Hausmann.

Hast du dich gut eingelebt?
Ja, ich fühle mich sehr wohl. Wenn ich aus dem Fenster auf die Berge schaue, ist es fast wie in Neuseeland. Ich liebe das ländliche Leben, Kühe, Felder, Traktoren, die wunderschönen Landschaften. Und die Leute sind so freundlich! Hier in Worb noch mehr als in Bern. Klar, die kulturellen Unterschiede sind gross, man ist hier generell viel zurückhaltender, aber 90 % der Menschen sind offen und reden mit mir, wenn ich sie anspreche. Manchmal frage ich, wie ihr Hund heisst, oder sie sehen meinen kleinen Sohn und sind gleich begeistert. Auch bei der Gemeindeverwaltung sind alle so freundlich und hilfsbereit. Und wie gut alles funktioniert, der ÖV ist nur in Japan ähnlich effizient. Beeindruckend finde ich, dass man hier sogar Jodtabletten vorbeugend für einen Unfall mit Radioaktivität bekommt. Wo auf der Welt gibt es sonst so etwas? 

Welche Beobachtungen hast du im Alltag über uns Schweizer gemacht?
Es ist ein falsches Klischee, dass es den typischen Schweizer, die typische Schweizerin gibt. Dieses Land ist so vielfältig, und seine Menschen auch. Aber ein paar interessante Beobachtungen teile ich gern. Einmal wartete ich auf den Zug, als die Meldung kam, er sei 20 Minuten verspätet. Die Menschen waren geschockt und ungläubig, ihre Gesichtsausdrücke waren spannend zu lesen. Ein SBB-Angestellter lief herum und erklärte jedem geduldig die Gründe und Massnahmen. Der Zug fiel schlussendlich ganz aus, aber innerhalb von einer Stunde standen ein Ersatzzug sowie ein Zugführer bereit, einfach so! Und einmal auf der Bergstation kam die Gondel nicht. Die Leute waren sehr verärgert, denn man ist hier gewohnt, dass alles funktioniert.

Möchtest du uns sonst noch etwas mitteilen?
Ja, dass ich sehr dankbar und froh bin, besonders während der Pandemie und jetzt während der Instabilität in der Welt, hier in der Schweiz leben zu können. Wir sprechen manchmal darüber, nach Australien zu ziehen, aber die beruflichen Perspektiven sind hier viel besser. Jeder, der hier lebt, darf sich glücklich schätzen.
Interview: KS

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