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Vis-à-vis mit Simone Luginbühl, Zuche-Glüfnigi

«I bi ke Hiesigi. Ich komme aus Birsfelden, aber auch bei meinem Schwiegervater, der ein Stadtberner ist, hiess es am Anfang, man werde ihn im Dorf nie als ‹richtigen› Einheimischen betrachten. Nun denn, über fünfzig Jahre lang war es ihm in Vielbringen wohl, und unsere eigene Familie lebte bereits fünf Jahre dort. Früher ganz zuvorderst beim Schulhaus, danach zogen wir nach Rüfenacht, um jetzt definitiv ins Dorf zurückzukehren.

Trotz unserer Züglete waren die Jahre in Rüfenacht eine tolle Zeit. Sieben Parteien wohnten als Wohneigentümer in demselben Haus, und wo diese Konstellation andernorts zu Konflikten führen könnte, hatten wir eine super Nachbarschaft, ohne eine einzige Ausnahme. Seit Rüfenacht engagiere ich mich zudem im Elternrat des Schulkreises Rüfenacht/Vielbringen. Und ja, das Organisieren zähle ich zu meinen Stärken.

Mag sein, dass ich ein Alpha-Tierchen bin, mich aber auch gut unterordnen kann. Mithelfen kann man in einem Elternrat auch ohne ein bestimmtes Ämtchen, und man muss nicht bei allem mitmachen. Ob bei einer Sami­chlaus-Aktion, bei Abschiedsauftritten, mit einem Beitrag an ein Multikulti-Essbuffet für den Schulanlass oder beim Begleiten der Kinder im Wald. Eltern, welche bilingue sind, können beim Übersetzen helfen – me machts für d Chind. 

Machen sie es für die Kinder, wenn Eltern ihre Kinder vermehrt mit dem Auto zur Schule fahren oder sie von dort abholen? Die private Taxifahrerei ist der Punkt, der mir am meisten zu denken gibt. Immer wieder hören wir im Elternrat die Begründung: ‹Ja weisst Du, ich muss danach eh gleich zur Arbeit fahren›, oder ‹Ich bin um diese Zeit sowieso auf dem Heimweg.› Wie wenn Eltern die Zeit für Transporte nicht anders nutzen könnten. Gibt es Kinder in diesem Alter, die bei ihren Eltern betteln ‹Fahrsch mi bitte bitte i d Schuel›? In einer Schulklasse bat eine Lehrerin die Kinder, ihren Schulweg zu zeichnen. Es erschienen Blumen und Kinder und Fussgängerstreifen – und eine Zeichnung mit einer einzigen, blauen Fläche. Es zeigte die Sicht des Kindes, wenn es auf dem Autorücksitz durch das Fenster nur den Himmel sieht.

Wenn man mich fragt, welchen Rat ich als Elternratsmitglied anderen Eltern geben würde, wäre es: Gniesset d Zyt mit öine Chnöpf, solang sie no deheim si. Was unsere elfjährige Tochter betrifft, sage ich immer, wir hätten ein Anfängerkind, eines, das den Eltern nie Probleme macht. Keine Unfälle, nie krank, in der Schule solid, man kann sie überall mitnehmen, sie weiss, wie der Hase läuft. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich mir vorstelle, wie es wäre, wenn mal etwas passieren würde. Nichts grossartig Böses, aber dass als Abwechslung mal eine Platzwunde genäht oder ein kleines Armbrüchli gegipst werden müsste.

Ich bin aktiv im Elternrat, in der Gemeinde Worb Mitglied der Sicherheitskommission und bleibe trotz unserem Umzug Kassiererin im Vorstand der Dorfgemeinschaft Rüfenacht. Es ist schade, dass sich nicht mehr Leute für solche Ämtli melden. Was heisst denn ‹Zeit für sich haben›? Ich persönlich helfe gerne anderen, vielleicht manchmal auch ein bisschen zu viel. Mein Ziel ist (schon länger), mir selbst mehr Zeit zuzuschreiben. Dieses Unterfangen erweist sich aber schwerer als gemeint.

Seit Mitte Juli sind wir also nun drin, in unserem neuen Heim. Für die Adventsfenster-Aktion im Dorf sind wir schon angemeldet. Einstweilen denken wir allerdings noch an anderes, die Bananenkisten sind noch längst nicht alle ausgepackt. Etwas vom Schönsten ist, wie sich unsere Nachbarn freuen, dass wir jetzt dort sind, da wo früher unsere Schwiegereltern wohnten. Mir sälber hei üs es Jahr lang druf gfröit.»

Aufgezeichnet von
Bernhard Engler

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