Vis-à-vis mit Pierre Reischer, Alp-Hirte
«Seit dem 5. Juni findet man uns auf der Urdenalp bei Tschiertschen, im Graubünden. Für diese Zeit haben wir in Vielbringen einen Untermieter gefunden, Anfang Oktober kehren wir dann zurück.
«Seit dem 5. Juni findet man uns auf der Urdenalp bei Tschiertschen, im Graubünden. Für diese Zeit haben wir in Vielbringen einen Untermieter gefunden, Anfang Oktober kehren wir dann zurück.
«Kürzlich war ich an einem Urologinnenkongress, es ging unter anderem darum, dass Frauen vermehrt in Entscheidungsgremien kommen, ohne dass emanzipatorische Auseinandersetzungen in den Vordergrund rücken.
«Ich spiele nicht oft Lotto. Aber die Postillon-Beiz bzw. den Pöschtu, wie man in Rüfenacht sagt und wo ich kürzlich einen Lottopreis gewann, war bereits in meiner Jugendzeit eine Anlaufstelle.
«In Worb bin ich die ganze Zeit nicht am Handy, sondern in Handys. Ich repariere sie in meinem Laden an der Bahnhofstrasse und es ist tatsächlich so, dass viele Anrufer am Telefon zuerst fragen: ‹Gäll, Du bisch der Handy-Doktor vo Worb?›.
«Alt-Landwirt? Gottfriedstutz, sage ich mir manchmal, bald werde ich siebzig. So schnell ging es. Gehts auch so schnell weiter?
«Ich dürfte eigentlich nichts mehr kaufen. Trotzdem klopfe ich einmal pro Woche die Berner Brockenhäuser ab, und wenn mein Mann und ich in unserem Ferienhaus in der Provence sind, besuche ich regelmässig die marchés aux puces der Umgebung. Zusätzlich arbeite ich in der Worber Brocki des Frauenvereins.
«E Boum richtig gärn ha? Uf all Fäll! Von daher kann ich sofort verstehen, wenn Menschen Bäume umarmen. Was für einen Weihnachtsbaum wir bei uns in der Stube haben – das muss ich noch überlegen. So oder so: Irgend e Tanneboum muess häre.
«Als Zuschauer bin ich für viele Filme offen, im Worber Kino sehe ich mir am liebsten die Nischenfilme an. Dabei kommt mir keine déformation professionnelle in die Quere, ich achte in der Regel nicht speziell auf den Ton. Die Zuschauer achten meist erst dann auf den Ton, wenn damit etwas nicht stimmt.
«Eine altgediente Lehrerin hat mal bemerkt, dass Studierende an der Pädagogischen Hochschule viel theoretischen Ballast lernen, aufgeblasene Arbeiten schreiben und in der Praxis nicht mal in der Lage wären, ein simples Schulreisli zu organisieren.
«Privat bin ich oft mit unserem Hund unterwegs, bewege mich zudem bei Gartenarbeiten, gehe auf die Jagd oder in die Berge wandern. Beruflich bin ich Braumeister bei Egger in Worb, einen Bierbauch habe ich übrigens nicht. Und meine Kollegen? Weniger als me dänkt.