
Vis-à-vis mit Hans Tschirren, Alt-Landwirt
«Alt-Landwirt? Gottfriedstutz, sage ich mir manchmal, bald werde ich siebzig. So schnell ging es. Gehts auch so schnell weiter?
«Alt-Landwirt? Gottfriedstutz, sage ich mir manchmal, bald werde ich siebzig. So schnell ging es. Gehts auch so schnell weiter?
«Ich dürfte eigentlich nichts mehr kaufen. Trotzdem klopfe ich einmal pro Woche die Berner Brockenhäuser ab, und wenn mein Mann und ich in unserem Ferienhaus in der Provence sind, besuche ich regelmässig die marchés aux puces der Umgebung. Zusätzlich arbeite ich in der Worber Brocki des Frauenvereins.
«E Boum richtig gärn ha? Uf all Fäll! Von daher kann ich sofort verstehen, wenn Menschen Bäume umarmen. Was für einen Weihnachtsbaum wir bei uns in der Stube haben – das muss ich noch überlegen. So oder so: Irgend e Tanneboum muess häre.
«Als Zuschauer bin ich für viele Filme offen, im Worber Kino sehe ich mir am liebsten die Nischenfilme an. Dabei kommt mir keine déformation professionnelle in die Quere, ich achte in der Regel nicht speziell auf den Ton. Die Zuschauer achten meist erst dann auf den Ton, wenn damit etwas nicht stimmt.
«Eine altgediente Lehrerin hat mal bemerkt, dass Studierende an der Pädagogischen Hochschule viel theoretischen Ballast lernen, aufgeblasene Arbeiten schreiben und in der Praxis nicht mal in der Lage wären, ein simples Schulreisli zu organisieren.
«Privat bin ich oft mit unserem Hund unterwegs, bewege mich zudem bei Gartenarbeiten, gehe auf die Jagd oder in die Berge wandern. Beruflich bin ich Braumeister bei Egger in Worb, einen Bierbauch habe ich übrigens nicht. Und meine Kollegen? Weniger als me dänkt.
«I bi ke Hiesigi. Ich komme aus Birsfelden, aber auch bei meinem Schwiegervater, der ein Stadtberner ist, hiess es am Anfang, man werde ihn im Dorf nie als ‹richtigen› Einheimischen betrachten. Nun denn, über fünfzig Jahre lang war es ihm in Vielbringen wohl, und unsere eigene Familie lebte bereits fünf Jahre dort. Früher ganz zuvorderst beim Schulhaus, danach zogen wir nach Rüfenacht, um jetzt definitiv ins Dorf zurückzukehren.
«Mein Gwunder für Historisches ist mit einem Kardinal-Erlebnis verbunden. Auf einer frühen Reise durchs Monument Valley durfte ich einer Versammlung eines Indianerstammes beiwohnen, ein Pendant zu unserer Gemeindeversammlung.
Bi üs geit e Jodler furt, wär das nüt für Di?›. Nach dieser Frage ging ich 1981 an eine Probe des Jodlerklubs Frohsinn in Heistrich, das Vorsingen beim Dirigenten fand eine Stunde vor einer Probe statt. Ich hatte einen Kopf wie eine überreife Tomate, dermassen peinlich war mir dieser Test. Aber alles ging gut und ich hielt dem Klub bis heute die Treue, als Worberin und jetzt als Enggisteinerin – und auch als Frau. Denn damals fragten sich einige Männer schon, ob das wohl gut käme mit mir – mein Beitritt ‹het z rede gäh›, und ich vernahm dies natürlich.
«Ich gebe gern Interviews. Eines davon gab ich dem Nidwaldner Blitz – wir wohnten bis im letzten Sommer in Obwalden. Und meiner ehemaligen Schulklasse durfte ich mal erzählen, wie es zu meiner Sportkarriere gekommen ist, was sie alles erfordert.